Sitzung: 29.04.2014 Ausschuss für Kultur und Erwachsenenbildung
Beschluss: Kenntnis genommen.
Vorlage: 16/1196
Herr Strelow begrüßt die Herren Matthias Pausch und Dr. Rolf Uphoff
und bittet um ihre Ausführungen.
Herr Dr. Uphoff erklärt, er sei gebeten, Recherchen hinsichtlich des
Friedhofs an der Neuen Kirche anzustellen. In der ersten Registratur des
Stadtarchivs würde es das älteste Dokument geben, das die Gründung dieses
Friedhofes erhalte. In einem Schriftwechsel aus dem Jahre 1574 gehe es um den
Erwerb der Grünfläche für die Anlage des Friedhofs durch die Stadt Emden. Herr
Dr. Uphoff geht kurz auf Geschichte des Friedhofs ein und bemerkt abschließend,
man habe nunmehr die Gewissheit, dass es sich ursprünglich um eine freie Fläche
gehandelt habe, die nach Aussage der Schriftstücke umzäunt gewesen sei. Da die
Kapazität des Friedhofes an der damaligen Großen Kirche nicht mehr ausreichte,
sei dieser Friedhof angelegt worden. Dadurch spiegele sich auch das
Bevölkerungswachstum in Emden durch die niederländische Einwanderung und die
erhebliche Sterblichkeit wieder. Zu dieser Zeit herrschten in Emden zahlreiche
Epidemien, die viele Todesopfer geforderten hätten.
Herr Pausch bedankt sich für die Einladung und stellt dann anhand
einer PowerPoint-Präsentation eine Bestandsaufnahme des Friedhofes Neue Kirche
vor. Die Präsentation ist im Internet unter www.emden.de einsehbar.
Herr Strelow bedankt sich für die Ausführungen und bittet um
Wortmeldungen.
Herr Bolinius führt aus, die FDP-Fraktion habe sich vor einigen
Jahren bereits mit diesem Thema beschäftigt und einen entsprechenden Antrag an
die Verwaltung gestellt, die Gräber entsprechend aufzunehmen und sich dann um
Grabpatenschaften zu kümmern. Da die Aufnahme nunmehr erfolgt sei, fragt er an,
wie die Verwaltung vorgehen wolle, um einzelne Gräber entsprechend zu erhalten.
Er bittet hier um einen Sachstand.
Weiter
stellt er heraus, da diese kulturellen Dinge erhalten werden müssten, begrüße
er dieses Projekt. Seiner Ansicht nach müsste ein Plan vorhanden sei, wie man
weiter vorgehen wollen und welche Mittel zur Verfügung stehen würden, um die
wichtigsten kulturellen Grabmäler zu erhalten.
Herr Bongartz erklärt, auch er würde es sehr gut finden, dass man
den Auftrag erteilt habe, sich um diese alten Friedhöfe in dieser Art und Weise
zu kümmern. Dieses Thema gehöre seiner Meinung nach in den Ausschuss für Kultur
und Erwachsenenbildung und keineswegs in einer Werksausschuss des Bau- und
Entsorgungsbetriebes. Von daher sei es genau richtig, dass sich dieser Ausschuss
mit dem kulturellen Erbe beschäftige. Gerade eben habe man hören können, dass
das Herangehen an diese Dinge auch sehr teuer werden könne. Hier müsse man
sehen, ob man bei der nächsten Haushaltsberatung einen Weg finde, der es
möglich machen, einen Anfang zu machen.
Er
führt weiter aus, wenn man über die Friedhöfe gehe, könne man feststellen, dass
diese einfach verkommen aussehen würden. Bei vielen Gräbern seien die
Grabsteine umgefallen und es würde sich seit Jahren niemand mehr darum kümmern.
Hier müsse auch gemeinsam mit dem BEE ein Weg gefunden werden, ob diese Gräber
nicht weggeräumt werden könnten.
Herr
Bongartz bedankt sich für die gute Arbeit und bemerkt, der von Herrn Bolinius
angeregte Vorschlag hinsichtlich der Grabpatenschaften sollte in Augenschein
genommen werden. Vielleicht würde es Bürgerinnen und Bürger geben, die eine
solche Patenschaft unterstützen möchten.
Herr Haase bedankt sich ebenfalls für die hervorragende Arbeit.
Seiner Meinung nach sei es schon beeindruckend, wie man sich in Emden
systematisch des eigenen kulturellen Erbes immer stärker bewusst werde. Er
stimmt der Aussage von Herrn Bongartz zu, der Allgemeinzustand der Friedhöfe
sei ein Thema. Bezogen auf die kulturhistorischen wertvollen und typisch für
bestimmte Epochen Grabdenkmale sei es jedoch etwas anderes. Dieses sei ein
Ausdruck dessen, wie die Emderinnen und Emder vor bis zu dreihundert Jahren mit
ihren Toten umgegangen seien.
Herr
Haase gibt zu bedenken, dass städtisches öffentliches Geld zwei Komponenten
habe. Man habe jedoch eine ganze Reihe von Pflichtaufgaben, die zu erledigen
seien. Daher sei diese Arbeit eigentlich dafür prädestiniert, dass man
versuche, die Emder Bürgerschaft dafür zu begeistern. Auch er begrüße die Idee
der Grabpatenschaften von Herrn Bolinius und könnte sich vorstellen, dass
Interessierte einen solchen Verein gründen würden. Allerdings falle es ihm
schwer, wenn er sich die Hochrechnung für einen Friedhof mit ¼ Mio. € und dann
die nächsten Ziele wie der Friedhof der Schweizer Kirche, der Friedhof in
Wybelsum und weitere ansehe. Hier sei man dann schnell bei einem Betrag, den er
objektiv nicht sehen würde. Man dürfe keine Illusion verfallen, doch seitens
der Stadt Emden alles versuchen, die Friedhöfe sauber zu halten und
verwahrloste Grabstellen, die keinen kulturhistorischen Wert hätten,
abzuräumen. Er würde dieses im Moment als einzigen Weg sehen, wie die Stadt
Emden würdig mit ihrem eigenen Erbe umgehen könne. Er gibt zu bedenken, dass
man sich bei dem einen oder anderen Grabstein die Inschrift noch einmal
angucken und ein bisschen Genealogie betreiben sollte, denn nicht jedes
verwahrloste Grab habe keine Nachfahren. Insoweit wäre dieses ein Ansatz,
anhand der Namen und der alten Archivbücher eventuelle Nacherben zu finden. Er
könne sich vorstellen, dass der eine oder anderes auch bereit wäre, sich daran
zu beteiligen.
Frau Baumfalk erklärt, auch sie könne sich Patenschaften
vorstellen. Die Aktion mit den Stolpersteinen sei hierfür ein gutes Beispiel.
Eine andere Möglichkeit wäre es, sich nach Fördergeldern zu erkundigen. Frau
Baumfalk berichtet von ihrem Aufenthalt in Venedig, wo es Friedhofsinseln geben
würde und regt an, sich zu erkundigen, wie andere Länder verfahren würden.
Herr Bornemann schließt sich dem Dank für die Aufarbeitung an. Nach
seiner Kenntnis habe die Verwaltung bisher bezüglich der Patenschaften noch
nichts organisiert. Zunächst einmal müsse eine Bestandsaufnahme vorliegen.
Gerade auch das genannte Beispiel Stolpersteine sei sehr mit viel
Ehrenamtlichkeit organisiert worden. Daher müssten Politik und Verwaltung
gemeinsam erörtern, in welcher Weise sich Menschen persönlich engagierten
könnten.
Weiter
erklärt Herr Bornemann, die Frage des Geldes sei eine Sache der
Haushaltsberatungen. Alle würden wissen, dass jeder Euro, der an einer Stelle
mehr ausgegeben werde, an einer anderen Stelle einspart werden müsse. Von daher
müsse man sich gemeinsam auf den Weg machen, um eine Regelung zu finden. Dabei
seien Patenschaften sicherlich ein sehr gute Möglichkeit.
Herr Züchner berichtet aus seiner Erfahrungen, die er im Jahre
1963 bei der Friedhofsneuorganisation in Pilsum gemacht habe. Da in dieser Zeit
der Denkmalsgedanken nicht so hoch gesetzt worden sei, seien viele alte
Grabmale einfach abgeräumt worden.
Herr Strelow bemerkt, bei der letzten Mitgliederversammlung des
Bauvereins sei berichtet worden, dass man sich der Thematik des Friedhofs Neue
Kirche annehmen möchte. Aus seiner Sicht sei der Bauverein Neue Kirche für
diese zukünftige Aufgabe buchstäblich prädestiniert. Herr Pausch werde seinen
Vortrag auf in der nächsten Mitgliederversammlungen vorstellen, damit das Thema
dort kommuniziert werde.