Frau Obes erklärt, die Hebammenleistung und Versorgung von
Schwangeren sei ein primäres Angebot im Bereich der Frühen Hilfen. Es sei
gesetzlich geregelt, dass alle schwangeren Frauen ein Recht auf die Betreuung
und Begleitung durch eine Hebamme während und nach der Schwangerschaft haben. In
bestimmten Zeiträumen gebe es jedoch auch in Emden Engpässe. Der
Hebammenverband in Niedersachsen berichte, dass in der Zeit von 2007 bis 2013
bereits ein Drittel aller Hebammen ihren Beruf aufgeben mussten. Dies habe sich
im Bereich der aktiven Geburtshilfe durch die Steigerung der Berufshaftpflicht
im letzten Jahr nochmals verstärkt.
Frau Agena berichtet anhand einer Power-Point-Präsentation über
die Hebammenversorgung in Emden. Diese Präsentation ist im Internet unter www.emden.de
einsehbar.
Frau Voß bedankt sich für die Präsentation und bittet um
Wortmeldungen.
Herr Sprengelmeyer bedankt sich für die Initiative und das große
Engagement der Hebammen. Der Bedarf an Frühen Hilfen werde immer größer. Es
seien innerhalb der Verwaltung diesbezüglich bereits einige Gespräche
durchgeführt worden. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Finanzierung
müsse jedoch gewährleistet sein. Mit Hilfe einer zentralen Sprechstunde könnten
viele Frauen effektiv erreicht werden.
Herr Ouedraogo bedankt sich für die Ausführungen. Die Arbeit der
Hebammen umfasse mehr als die Entbindung. Durch die Hebammenleistungen würden
die Frauen weniger die Arztpraxen besuchen. Die Errichtung einer Zentrale sei
absolut wichtig und unentbehrlich. Die Frauen mit Migrationshintergrund würden
das Angebot der Hebammen zu wenig nutzen.
Frau E. Meyer bedankt sich ebenfalls für den Vortrag. Es habe sie
verwundert, dass die freiberuflichen Hebammen keiner Organisation und keinem
Verband angeschlossen seien. Sie begrüßt die Schaffung einer zentralen
Anlaufstelle. Sie fragt, ob die Frauen die Hebammen bisher über den Arzt kontaktiert
haben. Die Hebammenhilfe umfasse den Zeitraum vom ersten Tag der
Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Sie bittet um genauere
Informationen zu dem Ende der Betreuung, da die Stillzeit der Frauen unterschiedlich
sei.
Frau Agena erläutert, das System der Freiberuflichkeit sei in
ganz Deutschland verbreitet. Die freiberuflichen Hebammen seien keiner
Organisation angeschlossen. Die Nachsorge werde von freiberuflichen Hebammen
angeboten. Es sei für die Frauen ein relativ großer Aufwand die Hebammen zu
kontaktieren, da diese eine Liste abtelefonieren müssen. Die Hebammenliste
werde regelmäßig an Frauen- und Kinderärzte verteilt. Einige Frauen seien damit
überfordert, da nicht jede Hebamme sofort eine Zusage erteilt. Aus diesem Grund
sei eine zentrale Anlaufstelle äußerst sinnvoll. Die Schwangeren müssten sich
im ersten Drittel der Schwangerschaft melden, da sie ansonsten keine
Nachsorgehebamme mehr erhalten.
Herr Fielers bittet ebenfalls um Erläuterung des Zeitraums der
Betreuung durch die Hebammen. Die Stillzeit der einzelnen Frauen könne
selbstverständlich variieren und teilweise auch zwei Jahre dauern. Ebenso
möchte er wissen, ob die Hebammen im Hinblick auf die veränderten Bedingungen
wie beispielsweise die Haftpflichtversicherung von ihrer Arbeit noch leben
können. Er fragt, ob durch die zentrale Anlaufstelle die Belastung reduziert werde.
Frau Agena gibt an, in dem Zeitraum vom ersten Tag der
Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit dürfen die Hebammen nach bestimmten
Kriterien mit den Krankenkassen abrechnen. Beratung in der Schwangerschaft wie
beispielsweise die Stillberatung dürfe nach bestimmter Anzahl abgerechnet
werden. Wenn die Frauen nach zwei Jahren beim Abstillen Beschwerden haben,
könnten sie die Hebammenleistung in Anspruch nehmen. Weiterhin bemerkt sie,
dass sich einige Hebammen von der Arbeit Vollzeit finanzieren. Ebenso würden
einige Hebammen auch einen Teil in der Klinik arbeiten. Das Thema
Haftpflichtversicherung betreffe in erster Linie die Hausgeburtshebammen und
nicht die nachsorgenden Hebammen. Bei den freiberuflichen Hebammen, die nur die
Nachsorge anbieten, sei die Versicherung geringer. Durch die Schaffung einer
zentralen Anlaufstelle sollen die Bedarfe ermittelt werden. Aus diesen Werten könne
dann abgeleitet werden, ob für Emden noch mehr Hebammen angeworben werden
müssen.
Frau Engelberts bedankt sich für den ausführlichen Vortrag. Die
Hebammen hätten eine ganz wichtige Funktion und seien der erste Kontakt zu den
Familien. Zu den Hebammen bestehe häufig eine andere Vertrauensbasis als
beispielsweise zu Sozialpädagogen. Die Situation der selbstständigen Hebammen
werde bundesweit immer schwieriger. Teilweise sei es unter den genannten
Rahmenbedingungen und Umständen nicht mehr tragbar, selbstständig zu arbeiten. Ein
Viertel aller Frauen in Emden würden keine Hebammenberatung und Unterstützung
in Anspruch nehmen. Diese Zahl sei gravierend hoch. Das System innerhalb der
Stadt sollte daher besser organisiert werden. Das vorgestellte Konzept sei sehr
sinnvoll. Sie bittet um Auskunft, ob die Familienhebammenzentrale im Klinikum
noch bestehe und finanziell unterstützt werde.
Herr Busch meint, die Hebammenleistungen seien hervorragend. Die
Mütter und Väter seien für die Unterstützung sehr dankbar. Er möchte wissen, ob
die zentrale Anlaufstelle bei der Pro Familia untergebracht werden könnte.
Frau Agena bemerkt, selbstverständlich könne die Anlaufstelle
örtlich an eine andere Organisation angegliedert werden. Es sei jedoch wichtig,
dass die Hebammen auch tatsächlich mitgestalten können.
Herr Ohling begrüße ebenfalls den Vorschlag einer zentralen
Anlaufstelle. Da sehr viele der Frauen mit Migrationshintergrund und
Verständigungsproblemen nicht betreut werden, möchte er wissen, ob auf den Pool
der Integrationslotsen zurückgegriffen werden könnte, um bei Sprachbarrieren zu
helfen.
Herr Sprengelmeyer teilt mit, selbstverständlich bestehe noch die
Familienhebammenzentrale. Ebenso sei dort das Projekt Familienkinderkrankenschwester
angegliedert, da es Kinder und Familien gebe, die nach dem ersten Jahr noch
weiteren Bedarf der Betreuung haben. In einer der nächsten
Jugendhilfeausschusssitzungen werde das Klinikum erste Fallzahlen und die
weitere Prognose darstellen können. Zurzeit werde das Projekt mit 80.000,00 €
bezuschusst. Die Unterbringung der zentralen Anlaufstelle für
Hebammenleistungen und Beratung werde zurzeit diskutiert. Die Stelle sollte
jedoch im zentralen Bereich angegliedert sein.
Frau Brita Schallock, Hebamme in Emden, weist auf die Dringlichkeit der
Thematik hin. In Niedersachsen würden in den nächsten zehn Jahren 500 Hebammen
in Rente gehen. Es fehle an adäquaten Nachwuchs, da mittlerweile kaum jemand
den Beruf ergreifen möchte. Dieses Problem sei aufgrund der Arbeitsbedingungen
in den Kliniken zum Teil viel größer als bei den freiberuflichen Hebammen. Es
gebe immer mehr Anforderungen und auch die Geburten würden wieder steigen. Im
Klinikum Emden werden dieses Jahr voraussichtlich über 700 Geburten betreut. Die
Versorgung der Frauen durch die Hebammen müsse gewährleistet und die Qualität
erhalten bleiben. Eine Unterstützung bei dem Projekt für die nächsten Jahre
wäre hilfreich.
Auf
Nachfrage von Herrn Ohling teilt Herr Sprengelmeyer mit, dass bereits
der Kontakt zu Frau Imamovic bestehe, um über den Dolmetscherpool und die
Integrationslotsen die notwendige sprachliche Unterstützung zu leisten.