Sitzung: 01.03.2018 Rechnungsprüfungsausschuss
Beschluss: einstimmig
Abstimmung: Ja: 7, Nein: 0, Enthaltungen: 1
Vorlage: 17/0561
1. Die Vertreter der Stadt
Emden in der Gesellschafterversammlung der Klinikum Emden -
Hans-Susemihl-Krankenhaus gGmbH werden beauftragt,
a. sich dem Bericht der Geschäftsführung
anzuschließen und den Abschluss für das Geschäftsjahr 2016 anzunehmen,
b. der Geschäftsführung für das
Geschäftsjahr 2016 Entlastung zu erteilen,
c. der Einstellung des Jahresfehlbetrages
in den Verlustvortrag der Bilanz zuzustimmen.
2. Der
Verlust der Gesellschaft in Höhe von 2.056.089,30 € wird durch Haushaltsmittel
der Stadt Emden ausgeglichen.
Die Tagesordnungspunkte 7 und 8 werden
gemeinsam beraten und einzeln abgestimmt.
Herr Eppmann erläutert, für das Jahr 2016 habe es innerhalb des
Krankenhauses eine strukturelle Veränderung gegeben. Es sei eine
Betriebsaufspaltung zum 01.07.2016 in die Klinikum Emden –
Hans-Susemihl-Krankenhaus gGmbH und die Gemeinnützige Besitzgesellschaft
Klinikum Emden mbH vollzogen worden. Dies habe sich aus dem Konsortialvertrag
ergeben, um zwischen den gesamten Krankenhausgesellschaften einen inhaltlichen
und rechtlichen Gleichstand zu erreichen. Insofern wolle er im Folgenden die Jahresergebnisse
gemeinsam betrachten. Ansonsten seien Vergleiche mit den Vorjahren nicht
möglich.
Die
Gesellschaften hätten im Geschäftsjahr 2016 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von
ca. 4,5 Mio. € erzielt. Der Fehlbetrag habe sich im Vergleich zum
Jahr 2015 um ca. 300.000 € verringert. Dennoch gebe es erhebliche
Herausforderungen. In den Gesellschaften werde ein Gesamtumsatz von rund 74
Mio. € erzielt. Dazu zähle das Krankenhaus, die Tochtergesellschaften, die
Servicebereiche sowie die medizinischen Versorgungszentren. Die
Besitzgesellschaft weise immer ein ausgeglichenes Ergebnis aus, da die
Aufwendungen durch entsprechende Pachten ausgeglichen werden. Er lobt die
Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da der Jahresabschluss für 2017
bereits fertig gestellt worden sei. Dieser werde zurzeit geprüft. Der
Jahresabschluss werde gegenüber den Vorjahren deutlich eher zur Verfügung
stehen. Dies gelte ebenfalls für die Einrichtungen in Aurich und Norden. Die
Hochrechnungen für das Jahr 2017 hätten einen Verlust von etwa 3,7 Mio. € ergeben.
Dies sei eine deutliche Reduzierung der Jahresfehlbeträge gegenüber dem Jahr 2016.
Das Ergebnis für 2017 werde jedoch unterhalb der Hochrechnung liegen. Er bittet
um Verständnis, dass er das Ergebnis noch nicht nennen könne. Zunächst würden Informationsveranstaltungen
mit den Aufsichtsräten erfolgen.
Der
Wirtschaftsplan sei erstmalig unter Beteiligung aller Leistungsträger im Krankenhaus
mit den verantwortlichen Mitarbeitern aufgestellt worden, um eine hohe
Expertise und eine hohe Verbindlichkeit bei der Aufstellung des Jahresergebnisses
zu erzielen. Insofern seien beispielsweise die Chefärzte vollumfänglich in diesen
Prozess involviert. Im Jahre 2021 solle das Defizit auf rund 2 Mio. € reduziert
werden. Die Tendenz sei äußerst wichtig. Alle Entscheidungen würden selbstverständlich
nicht auf Einverständnis stoßen. Dennoch sei insgesamt der Wille in der Belegschaft
gegeben, dieses Unternehmen in die richtige Richtung zu entwickeln. Die Chancen
liegen im laufenden Jahr in dem Verbund. Es könnten dadurch entsprechende
wirtschaftliche Verbesserungen erfolgen. In den Verwaltungsbereichen und
Servicebereichen sollen durch das Zusammenführen der drei Krankenhäuser
erhebliche Effekte erzielt werden. Für die Öffentlichkeitsarbeit und die
Personalverwaltung seien nicht zwingend zwei Abteilungen an den Krankenhäusern notwendig.
Durch die Zusammenführung könne die Qualität verbessert und der Personalaufwand
reduziert werden. Entsprechende Strukturmaßnahmen seien sinnvoll und notwendig.
Bis 2022 würden 500 Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Ein Abbau von
Personal sei somit nicht problematisch; das größere Problem sei vielmehr,
zukünftig Mitarbeiter zu gewinnen. Der Fachkräftemangel sei insbesondere im
Krankenhausbereich erheblich und stelle für 2018 in der Ergebnisentwicklung ein
Risiko dar. Nur mit leistungsfähigen Mitarbeitern könne das hohe Versorgungs-
und Leistungsniveau aufrechterhalten und sichergestellt werden. Der
Pflegedirektor Herr Bungenstock bespreche jedes Wochenende mit den
Mitarbeitern entsprechende Lösungen. Beispielsweise sei die Geburtshilfe so
organisiert worden, dass der Kreissaal tatsächlich durchgängig besetzt sei. Es
gebe erhebliche Schwierigkeiten Hebammen zu gewinnen. Dies sei keine
Besonderheit von Emden und sei auch nicht der Unsicherheit der zukünftigen
Entwicklung geschuldet. Es handle sich hierbei um ein bundesweites Problem. Die
erfolgten Maßnahmen sollten zukünftig fortgesetzt werden. Hauptthema sei der
Verbund mit den Krankenhäusern in Aurich und Norden. Die Krankenhäuser benötigen
ein gutes Image. Junge Ärzte und Fachkräfte bewerben sich nur bei attraktiven
Krankenhäusern.
Frau Marsal bedankt sich für die Ausführungen und bittet um
Wortmeldungen.
Herr Mälzer bedankt sich ebenfalls für die Ausführungen. Die
Entwicklung sei erfreulich. Es müssten unzweifelhaft Fusionen erfolgen. Eines
der größten Risiken in der Region Ostfriesland sei der Fachkräftemangel. Er
möchte wissen, wie diesem Fachkräftemangel ohne hohen Mitteleinsatz konsequent
begegnet werden könne. Für die Ärzte sei die Attraktivität eines Krankenhauses
sowie die zentrale Lage entscheidend.
Herr Haase merkt positiv an, dass das Defizit von über 4 Mio. €
auf 2 Mio. € gesenkt werden solle. Er bedankt sich beim gesamten Team für die
bisherige Arbeit. Trotz aller Irritationen und Diskussionen werde hervorragende
Arbeit geleistet. Im Gesundheitssystem bestehe ein mehrfacher Fachkräftemangel.
Im Bereich der Pflegekräfte sei dies eklatant. Er bittet um eine Einschätzung
für den ostfriesischen Raum. Ebenso bestehe ein enormer Mangel an ärztlichem
Personal. Die Besetzung einer Oberarzt- oder Chefarztstelle im einem
ostfriesischen Klinikum sei mittlerweile äußerst schwierig. Er fragt, ob
ergänzende Maßnahmen hilfreich seien. Beispielsweise sei erwägt worden, über
die ärztliche Vereinigung Stipendien auszugeben. Die Ärzte wären anschließend
verpflichtet worden, in Ostfriesland zu bleiben.
Herr Eppmann verdeutlicht, dass das Thema Fachkräftemangel in
diesem Jahr sowohl im Bereich der Ärzte als auch in der Pflege Sorge bereite. Es
gebe einschlägige Umfragen im Bereich der Medizin zu den Entscheidungskriterien
für das berufliche Umfeld. Das Thema Bezahlung und Jahreseinkommen liege bei
dem Ranking hinter Platz 10. Er spricht hier das Thema Work-Life-Balance an. Für
die jungen qualifizierten Ärzte sei ein berufliches Umfeld mit einer hohen Verlässlichkeit
in Bezug auf die Dienst- und Arbeitszeit viel wichtiger. Ebenso seien umfassende
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten äußerst wichtig. Medizin entwickle sich insbesondere
in den letzten Jahren aufgrund der Digitalisierung schlagartig weiter. Die
Organisations- und Strukturform sowie eine geeignete Ausstattung im
Arbeitsumfeld seien daher ebenfalls wichtig. Diese Kriterien könnten mit einer zusätzlichen
Standort-Zulage nicht kompensiert werden. Die Entscheidung für ein Krankenhaus
erfolge anhand anderer Kriterien. Die Beliebtheit der verschiedenen
Krankenhäuser in Niedersachsen werde stetig geprüft. Im sog. AIP-Ranking
rangiere Emden auf den allerersten Plätzen. Die Chefärzte würden ein sehr
verbindliches Curriculum in der fachärztlichen Ausbildung bereitstellen. Die
Ober- und Chefärzte verpflichten sich verbindlich, die jungen Ärzte operieren
zu lassen und sie anzuleiten. Stipendien seien zwar in diesen beruflichen
Bereichen ein wichtiger Parameter, aber nicht das ausschlaggebende Entscheidungskriterium.
Da
der Fachkräftemangel ebenso den gesamten Fachpflegebereich betreffe, müssen
zukünftig selbstverständlich mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Diese würden
jedoch erst nach der Ausbildung zur Verfügung stehen. Daher sei die
Sicherstellung von besseren Arbeitsabläufen und Strukturen notwendig. Bei
mehreren Stationen mit jeweils 20 Betten müssten mehr Mitarbeiter vorgehalten
werden. Eine Station mit ca. 38 Betten sei wesentlich sinnvoller. In Teilbereichen
seien die baulichen Rahmenbedingungen an allen drei Krankenhäusern für einen
solchen Umbau jedoch nicht gegeben. Er stimmt der Aussage von Herrn Professor
Lauterbach zu, dass es nicht zu wenig Ärzte und Fachmitarbeiter gebe, sondern
im Grunde zu viele Krankenhäuser. Durch die Kleinteiligkeit würden viel mehr Fachkräfte
benötigt. In großen Zentren wäre die komplette Fachexpertise an einem Ort gebündelt.
Der Bürgerentscheid werde selbstverständlich respektiert; dennoch sei das
Zukunftskonzept eine enorme Herausforderung.
Herr Mälzer stimmt den Ausführungen zu. Im Vordergrund stehe bei
den meisten Ärzten ein geregelter Dienst. Dies sei die Abkehr von den früheren
Modellen, wo der Chefarzt teilweise die doppelte Zeit im Krankenhaus anwesend
war. Es würden seines Erachtens dadurch mehr Ärzte und Fachkräfte benötigt, da
der 24-Stunden-Betrieb aufrechterhalten werden müsse. Dementsprechend müsse
mehr investiert werden. Der Fachkräftemangel sei ein enormes Problem, welches
sich in den nächsten Jahren deutlich verschärfen werde.
Dafür: 7
Dagegen: 0
Enthaltungen: 1