Die Stadt Emden gewährt dem Arbeitskreis Bunkermuseum e. V. einen zweckgebundenen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 350.000 Euro zur Durchführung der erforderlichen Umbaumaßnahmen im Bunker in der Holzsägerstraße 6. Im Anschluss ist die Zustimmung zu über- und außerplanmäßigen Aufwendungen und Auszahlungen gemäß § 58 I Nr. 9 i. V. m. § 117 NKomVG für das Haushaltsjahr 2022 erforderlich.
Deckungsvorschlag
Die Deckung erfolgt aus Haushaltsresten für die Innenstadtsanierung aus dem vorangegangenen Haushaltsjahr.
Herr Kruithoff führt einleitend aus, Hochbunker seien nicht nur
prägend für das Stadtbild Emdens, sondern auch wichtige und
authentische Orte für eine aktive öffentliche und zivilgesellschaftliche
Erinnerungskultur in Deutschland. Das Bunkermuseum in Emden würde in diesem
Zusammenhang besonders herausstechen. Das Bunkermuseum sei damit einerseits ein
herausragender Gedenk- und Erinnerungsort für die Folgen von Krieg und
Zerstörung und andererseits eine generationsübergreifende Begegnungsstätte für
die Emderinnen und Emder. Zudem sei das Bunkermuseum interessant für den
Tourismus. Vor der Schließung verzeichnete es jährlich rund 17.000
Besucher*innen.
Weiter
erklärt Herr Kruithoff, das Bunkermuseum sei ein durch einen Förderverein
getragenes Haus. Gegenstände aus der Emder Bürgerschaft würden von
hochkarätigen Wissenschaftlern, die sich dort ehrenamtlich engagierten,
aufbereitet und ausgestellt werden. Dieses sei in Deutschland einzigartig.
Leider erfülle das Gebäude
aktuell nicht die erforderlichen Brandschutzauflagen und habe für den
öffentlichen Besucherverkehr vorläufig geschlossen werden müssen. Zur Erfüllung
der erforderlichen Brandschutzauflagen, u. a. durch die Herstellung eines
zweiten Rettungsweges mittels Errichtung einer an der Fassade angebrachten
Außentreppe, sei auf Basis einer bestehenden Baugenehmigung im Dezember 2019
eine Kostenermittlung durch das Gebäudemanagement Emden in Auftrag gegeben
worden. Das Investitionsvolumen habe zum damaligen Zeitpunkt ca. 650.000 €
betragen. Die aktuelle und massive Baukostensteigerung der letzten Jahre sei in
dieser Kostenermittlung nicht inkludiert.
Im vergangenen Jahr hätten
sich die Gespräche zwischen der Stadt Emden und dem Arbeitskreis Bunkermuseum
e. V. dahingehend stark intensiviert, dass gemeinsam nach einer Lösung für die
Finanzierbarkeit einer derartigen Sanierung gesucht worden sei. Hierzu sei das
zentrale Projektförderbüro der Stadt Emden mit der Sondierung der
Förderlandschaft beauftragt worden. Die Akquise von Fördermitteln sei leider
erfolglos geblieben. Ohne eine Förderung mit einer hohen Förderquote stünden
der Stadt Emden als derzeitige Eigentümerin zurzeit keine freien finanziellen
Mittel zur Verfügung, um die Kosten der nachhaltig notwendigen Baumaßnahmen
zeitnah umsetzen zu können.
Der
Verein habe sich anderweitig wie z. B. nach Stiftungen umgeschaut und noch
einmal politisch intensiv Werbung gemacht. Das Nds. Ministerium für
Wissenschaft und Kultur habe einen Zuschuss i. H. v. 50.000 € in Aussicht
gestellt. Weiterhin habe es großartige Spendenaktionen wie beispielsweise beim
Emder Kaufmannsmahl gegeben. Auch gehe man davon aus, dass man z. B. für
Modernisierung der Ausstellungen innerhalb des Hauses noch einmal Fördergelder
akquirieren könne. Baulich dagegen sei man beim Brandschutz an die Grenzen
gestoßen. Es sei überlegt worden, welche Option es geben würde, zumal der Rat
der Stadt Emden fraktionsübergreifend der Verwaltung mitgegeben habe, das Haus
zu erhalten und wieder zu eröffnen.
Nunmehr werde beabsichtigt,
das Eigentum am städtischen Grundstück sowie am Bunker durch Verkauf an den
Arbeitskreis Bunkermuseum e. V. zu übertragen. Im Kaufvertrag seien alle Eventualitäten enthalten.
Gleichzeitig
habe der 2. Vorsitzende des Arbeitskreises, Herr Heidrich, für alle Gewerke,
die brandschutztechnisch nötig seien, Angebote eingeholt. Sofern der Ausschuss
es zulasse, könne Herr Heidrich dazu Stellung nehmen. Auch habe er Unternehmen
angesprochen, die einen bürgerschaftlichen Anteil dazu beitragen würden.
Die Finanzierung erfolge
über den Zuschuss des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur i. H. v.
50.000 € sowie durch Eigenmittel des Arbeitskreises Bunkermuseum e. V. i. H. v.
15.474 €. Zur Schließung der Finanzierungslücke beabsichtigt die Stadt
Emden, dem Arbeitskreis Bunkermuseum e. V. nunmehr einen
zweckgebundenen Investitionskosten-zuschuss zur Durchführung der
erforderlichen Umbaumaßnahmen im und am Bunker i. H. v. maximal
350.000 € zu gewähren. Sollten die erforderlichen Umbaumaßnahmen weniger als
die avisierten 415.474 € kosten, erfolge eine Rückerstattung der ungenutzten
Finanzmittel dieses Zuschusses nach einer finalen Endabrechnung.
Herr
Kruithoff stellt heraus, dass zwei Gremien den heute gemachten gemeinsam
erarbeiteten Vorschlag noch ratifizieren müssten. Auf der einen Seite sei es
der Rat der Stadt Emden und andererseits die Mitgliederversammlung des
Arbeitskreises Bunkermuseum e. V. Abschließend bedankt er sich für die
konstruktive und gute Zusammenarbeit in den letzten Monaten.
Herr Strelow bedankt sich für die Ausführungen. Er stellt die
Frage, ob Frau Franke oder Herr Heidrich die weitere Vorgehensweise bei einem
positiven Beschluss darlegen dürften.
Die Sitzungsteilnehmer*innen stimmen zu.
Herr Heidrich bedankt sich beim Oberbürgermeister für die positiven
Worte. Der Arbeitskreis Bunkermuseum e. V. sehe in der Wiedereröffnung des
Bunkermuseum einen guten Sinn. Die Kosten- und Finanzierungsübersicht sei in
Zusammenarbeit mit der Verwaltung erstellt worden. Über die Akquise von Firmen
in Emden und im Umland sei der Arbeitskreis froh. Ihm sei wichtig, dass die
Aufträge, die ggf. vergeben würden, an hiesige Firmen gingen.
Sofern
der Beschluss von den städtischen Gremien, der Mitgliederversammlung des
Arbeitskreises und abschließend vom Rat der Stadt Emden in der Sitzung am
16.03.2023 positiv beschieden werde, könnte Anfang April die Auftragsvergabe
starten.
Im
Vorfeld fänden Vorgespräche mit Unternehmen und Institutionen wie z. B. die
Ostfriesische Landschaft statt. Das Bunkermuseum stehe auf historischem Grund
und es könne sein, dass man bei den Fundamentgründungen auf historisches
Kulturgut stoße. Es gebe einen Bauzeitplan, der mit den Handwerkern abgestimmt
worden sei. Für die Wiedereröffnung werde der 06.09.2023 avisiert. Wie Herr
Kruithoff bereits ausführt habe, erfolge eine Rückerstattung an die Stadtkasse,
sofern nicht die gesamte Summe benötigt werde.
Herr Strelow bedankt sich für die Erläuterungen und bittet um
Wortmeldungen.
Herr Verlee sei sich sicher, dass die Wiedereröffnung des
Bunkermuseums nicht nur eine Herzensangelegenheit der CDU-Faktion sowie des
Vereins sei, sondern eine der ganzen Stadt. Er signalisiert Unterstützung
seitens seiner Fraktion.
Frau Eilers schließt sich den Worten ihres Vorredners an. Sie sei
froh, dass dieser Tagesordnungspunkt nunmehr behandelt werde und die Politik
diesen unterstützen könne. Zu verdanken sei dies dem Arbeitskreis Bunkermuseum
e. V., in erster Linie Frau Franke sowie den Herren Heidrich und Klose. Das
Bunkermuseum bringe in Erinnerung, was Krieg bedeute und welches Leid auch für
die Zivilbevölkerung damit verbunden sei. Dies sei in heutiger Zeit wichtiger
denn je. Zum anderen sei das Bunkermuseum wichtig für das Stadtbild. Auch seien
persönliche Erinnerungen der Emder Bürgerschaft damit verbunden. Sie sei
überzeugt, dass dieser Bunker exponiert werden solle.
Herr Stomberg signalisiert Zustimmung seitens der SPD-Fraktion. Er
dankt dem engagierten Arbeitskreis, der gemeinsam mit der Verwaltung in kurzer
Zeit eine tragbare Lösung gefunden habe.
Herr Janssen teilt mit, auch die GfE-Fraktion befürworte die
Lösung. Die GfE-Fraktion sei eines der ersten Fraktionen gewesen, die dieses
Projekt unterstützt hätten. Er bedankt sich ebenfalls beim Arbeitskreis für das
Engagement.
Frau Götz bedankt sich seitens des Jugendparlamentes. Aus Sicht
der Jugendlichen sei das Bunkermuseum wichtig, um einerseits die
Stadtgeschichte näher zu bringen und anderseits für die Erinnerungsarbeit, die
im Schulunterricht nicht so anschaulich dargestellt werden könne.
Frau Marsal teilt mit, die Gruppe GRÜNE feat. Urmel schließe sich
allen Ausführungen vollumfänglich an. Sie bedankt sich beim Verein,
insbesondere bei Frau Franke und Herrn Heidrich, für ihr Engagement. Ihre
Fraktion befürworte den Beschluss.
Frau Rehling unterstützt die Ausführungen von Frau Eilers. Die
Erinnerungsarbeit sei wichtig, insbesondere für die Jugend. Sie wirbt dafür,
den Arbeitskreis Bunkermuseum e. V. zu unterstützen und wünscht ihm viel Kraft
und Erfolg bei der Umsetzung des Projektes.
Herr Hegewald hebt das große bürgerliche Engagement seitens des
Arbeitskreises hervor. Dieses bürgerschaftliche Engagement mache die Stadt
Emden aus. Auch die fachliche Unterstützung der Verwaltung sei positiv gewesen.
Beides habe zum Erfolg dieses Vorhabens geführt. Ihm sei bei dem Redebeitrag
von Frau Götz klar geworden, dass die Zeitzeugen aus den Kriegsjahren weniger
würden. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dafür einzutreten, dass das
Bunkermuseum eine Strahlkraft auch über Ostfriesland hinaus habe. Sollte es
tatsächlich das einzige Bunkermuseum in Deutschland sein, sei es ein
Alleintstellungsmerkmal. Er zolle dem ehrenamtlichen Engagement und dem
Fachwissen der Verwaltung alle Achtung.
Herr Renken ergreift das Wort als Vorsitzender des Ausschusses
für Finanzen und Beteiligungen. Das Projekt sei sehr emotional und diese Seite
der Diskussion müsse auch so sein. Er betont, vor dem Hintergrund der
finanziellen Situation der Stadt sei dies Projekt eine große Herausforderung,
da es sich um eine freiwillige Leistung handele. Aus seiner Sicht sei es aber
auch eine Verpflichtung gegenüber dieser Stadt und deren Geschichte.
Im
Zusammenhang dieser Diskussion und den in der Vergangenheit geführten
Diskussionen in den Fraktionen müsse deutlich gemacht werden, dass auch der
Finanzausschuss seine Zustimmung geben müsse und dass es bei der Summe i. H. v.
350.000 € um einen Maximalbetrag handele. Herr Heidrich habe signalisiert, dass
das so sein werde.
Er
frage sich, ob für dieses Projekt eventuell regelmäßige Zuschüsse aus dem
Haushalt der Stadt Emden dazukommen würden. Dies sei wichtig bei zukünftigen
Haushaltsberatungen im Hinblick auf Zuschüsse für den Arbeitskreis und andere
Vereine. Er wünsche dem Projekt viel Erfolg.
Herr Haase befürwortet den Beschluss. Auch er bedankt sich beim
Arbeitskreis, der Verwaltung und den Fraktionen.
Herr Strelow führt abschließend aus, dass das Bunkermuseum
insbesondere in diesen Zeiten als Mahnmal für den Frieden stünde. Er schließt
sich seinen Vorredner*innen an und hebt nochmals das Engagement des
Arbeitskreises Bunkermuseum hervor. Namens der beiden Ausschüsse und des
gesamten Rates wünsche er diesem viel Erfolg. Auf die gemeinsame Einweihung am
6. September 2023, der gleichzeitig der Gedenktag der Stadt Emden sei, freue er
sich.
Frau Rehling fragt nach, ob jetzt lediglich über den
Investitionskostenzuschuss abgestimmt werde.
Herr
Kruithoff erklärt, bei dieser Vorlage werde über den Investitionskostenzuschuss
abgestimmt. Formal sei es so, dass im Betriebsausschuss Gebäudemanagement eine
Mitteilungsvorlage über den Verkauf des Bunkers eingebracht werde. Da der
Kaufpreis unter 80.000 € liege, handele es sich um ein Geschäft der laufenden
Verwaltung. In diesem besonderen Fall werde eine Mitteilungsvorlage in den
Betriebsausschuss eingebracht.
Herr Strelow informiert, gemäß des NKomVG würden die beiden
Ausschüsse getrennt voneinander abstimmen. Er werde die Abstimmung des
Kulturausschusses und Herr Renken die Abstimmung des Ausschusses für Finanzen
und Beteiligungen vornehmen.
Die Mitglieder beider Gremien stimmen
dem Beschlussentwurf einstimmig zu.